# "Feindinnen" von Bella Bathurst
Unter dem Titel steht warnend "Psychothriller". Ich denke an Spannung, Gefahr, Gewalt und Psychopathen. Stattdessen geht es hier nur um ein paar pubertierende Mädchen, die den Sommer in einem Camp verbringen und sich gegenseitig (und dem Leser) auf die Nerven gehen. Jede hat Probleme mit sich selbst und der Umwelt, natürlich gibt es unter anderem eine Dicke, eine Magersüchtige, eine Ruhige, eine Aufgedrehte, und so ziemlich alle Klischees werden bedient. (Spoiler: Und die angekündigte Leiche kam "nur" durch einen Unfall zustande.)
Das Wort "Thriller" sollte gestrichen und durch "Drama" ersetzt werden. Zwar ein langweiliges Psychodrama über die Pubertät, doch auch dafür gibt es bestimmt eine Zielgruppe. Ich jedenfalls war enttäuscht und genervt. Aber wenigstens in einem Punkt mit dem Klappentext einer Meinung: Nach (und schon während) der Lektüre war ich froh, erwachsen zu sein und nix mit solchen Teenagern zu tun zu haben. 

ISBN: 978326632246 - 364 Seiten - 8,95€ - Knaur - Deutsch von Susanne Aeckerle



# "Love" von Steven King
Drei Tage lang las ich in jeder freien Minute und stand meiner Umwelt nicht, oder nur sehr widerwillig, zur Verfügung. Anfangs brauchte ich ein bisschen, um in den für King ungewöhnlichen Rhythmus zu kommen, aber dann gab's kein Halten mehr! Über die Hälfte des Buches besteht aus Zeitsprüngen, das hat zur Folge, dass man eine Weile braucht, um diese Teile zu einem Bild zusammen zu setzen. Wo King bei "Puls" von der ersten bis zur letzten Seite das Gaspedal bis Anschlag durchgetreten hatte und mit Vollgas durch ein globales Zombie-Inferno sauste, spazieren wir in "Love" durch mysteriöse Zwischenwelten, durch Heute, Gestern und Vorgestern, Erinnerungen und in ein traumgleiches Totenreich.
"Love" gehört zu den leiseren und intensiven Werken, wie schon "Sara" oder "Dolores", und auch hier schreibt er aus der Sicht einer Frau: Liseys Mann, der berühmte Romanautor Scott London ist bereits zwei Jahre tot, als seine Witwe endlich beginnt, sein Arbeitszimmer auszuräumen. Keine leichte Aufgabe, denn hier befinden sich die meisten Spuren ihres Mannes. Plötzlich bemerkt sie, dass er ihr eine Art Schnitzeljagd (einen "Bool") hinterlassen hat, und, wie längst vergrabene Erinnerungen den Weg aus dem Dunkel finden. Gleichzeitig taucht ein unheimlicher Mann auf, der sich Zack McCool nennt und Scotts literarischen Hinterlassenschaften fordert, und dem jedes Mittel recht ist, um das Gewünschte zu bekommen.
Einer der besten Romane von Stephen King! Ein sehr sensibles, teilweise garantiert autobiographisches (auch wenn natürlich nie klar ist, wann genau), ungemein spannendes, mystisch, aber auch nicht unblutiges, überraschend poetisches und rundherum gelungenes Werk, mit einer dichten Atmosphäre!!!
Halt! Einen Makel hat es: Schon wieder kein Vorwort. Ich habe diese "persönliche Begrüßung" immer sehr gemocht, wenn er ein paar Seiten lang im lockeren Plauderton seine Leser Willkommen hieß und schon ein wenig auf die kommende Handlung einstimmte. Vielleicht im nächsten Roman, der ja hoffentlich in ein paar Monaten folgen wird!

ISBN: 9783453265325 - 700 Seiten - 22,95€ - Heyne - Deutsch von Wulf Bergner



# "Septimus Heap - Flyde" von Angie Sage
Ebenfalls ein wunderbares Buch, nur, dass dieses auch noch optisch eine Menge zu bieten hat: Die Covergestaltung ist, wie auch schon beim Vorgänger "Magyk", ein echter Hingucker und alle paar Seiten gibt es feine Bleistiftillustrationen.
Doch auch der Inhalt hat mich aus den Socken gehauen! Da ich den ersten Teil nicht gelesen hatte, mir nicht jede Art von Fantasy gefällt und Jugendbücher leider stilistisch manchmal sehr simpel gehalten sind, waren meine Erwartungen nicht sehr groß. Doch beim Lesen wurde es meine Augen: Wow! Ich kam sofort rein, bemerkte keine Lücken in der Story, die Charaktere waren dreidimensional und größtenteils sympathisch, es war sau-spannend und einige Figuren so herrlich schrullig, als wären sie einem Pratchett-Roman entsprungen! 
Septimus Heap ist der siebte Sohn eines siebten Sohnes, was ihm besondere magische Kräfte verleiht, und lebt als Lehrling bei einer Zauberin. Als seine kleine Schwester von einem seiner älteren Brüder, der auf die dunkle Seite gewechselt hat, entführt wird, macht er sich gemeinsam mit einem anderen Bruder und einem Wolfsjungen auf die Suche nach hier.
Ganz große Klasse!!!

ISBN: 9783446207943 - 464 Seiten - 17,90€ - Hanser - Deutsch von Reiner Pfleiderer



# "Schwarzer Montag" von Garth Nix
Und weil's gerade so schön war, folgte gleich noch ein Jugend-Fantasy-Buch. Auch hier schöne Illustrationen, Cover... interessant, aber nicht so perfekt, Inhalt ebenfalls sehr gut und spannend, aber "Flyde" war doch einen Tick besser. Aber darüber lässt sich streiten, denn Inhaltlich sind sie recht verschieden. Wo "Flyde" eher an Harry Potter erinnert, geht "Schwarzer Montag" mehr in Richtung der Jugendbücher von Michael Ende und Wolfgang & Heike Hohlbein; Ein Junge aus unserer Realität (obwohl es in einer nahen Zukunft spielt) gerät durch Zufall in eine andere Welt, wo er eine Aufgabe zu bestehen hat. 
Arthur ist der Neue an der Schule. Gleich an seinem ersten Tag hat er beim Sportunterricht einen Asthmaanfall und begegnet zwei merkwürdigen Männern, von denen er einen Uhrzeiger und ein Buch bekommt. Plötzlich wird er von unheimlichen Wesen verfolgt und in der Stadt bricht eine rätselhafte Epidemie aus. Langsam begreift er, dass des Rätsels Lösung sich in dem alten Haus befinden muss, von dem in dem Buch geschrieben wird und das nur er sehen kann. 
Spannend, philosophisch, unterhaltsam, gut! Allerdings: Es war der erste Teil (aber in sich abgeschlossen) von geplanten sieben Teilen - die Woche hat schließlich sieben Tage... und bis "Dienstag" werden noch ein paar Monate vergehen (angekündigt für März 2007).

ISBN: 9783431037128 - 340 Seiten - 16,95€ - Ehrenwirth - Deutsch von Axel Franken



# "Total verhext" von Terry Pratchett
Alle guten Dinge sind 3: Ein weiterer Jugend-Fantasy-Roman. Allerdings ist "Total verhext" ein klassischer Scheibenweltroman, der auch für jüngere Leser geeignet ist. Sehr amüsant und interessant ist das Grundthema diesmal: Geschichten und Märchen.
Die Hexe Magrat hat ein Problem: Von einem Tag auf den anderen ist sie durch eine Erbschaft zur guten Fee geworden, kann allerdings nur Kürbisse zaubern, und soll verhindern, dass ein armes Mädchen einen Prinzen heiratet. Nanny Ogg und Oma Wetterwachs lassen es sich nicht nehmen, ihr zu helfen, und mit ihren Besen machen sich die drei Damen auf den Weg nach Gennua, einer Märchenstadt, in der die böse Spiegelhexe herrscht. Absurd, kurios und irre komisch! Ich hab zwar noch keinen schlechten Pratchett gelesen, aber das hier war definitiv einer besten! Und wer wissen möchte, wie es einem Kater bekommt, eine Fledermaus zu fressen, die sich eigentlich gerade in einen Vampir zurückverwandeln wollte, was das Besondere an Zwergenbrot ist, was dem bösen Wolf so durch den Kopf geht, wann ER (der immer gelassene Gevatter Tod) sich blicken lässt und woher Nanny Ogg so gut "Ausländisch" kann, der sollte sofort in den nächsten Buchladen flitzen, es lohnt sich!
ISBN: 9783570303566 - 319 Seiten - 8€ - Goldmann - Deutsch von Andreas Brandhorst



# "Blutlinie" von Cody McFadyen
Schluss mit Lustig! Hier wird's blutig!
Für dieses Buch brauchte ich zwei Anläufe. Im Sommer hatte ich es bereits einmal in Angriff genommen, doch nach etwa 30 Seiten wieder zur Seite gelegt. Ein Mann schreibt aus der Sicht einer Frau, die natürlich eine absolute Superheldin ist, eine der Besten beim FBI, beste Schützin, hochintelligent... blabla.. nein danke, kein Bedarf. Die Frau wurde für mich nicht real. Das ist wie bei schlechten Filmen, wenn man sich die ganze Zeit bewusst ist, das es Schauspieler sind, denen man beim Aufsagen ihrer Texte zusieht. Kunst ist gut, wenn man vergisst, das es Kunst ist. Jedenfalls was erzählte Geschichten betrifft. 
Nun schwärmten mir meine Kolleginnen von dem Roman vor, ich solle einfach weiterlesen, er wäre der Hammer, also gab ich Smoky Barrett eine zweite Chance. Es hat sich gelohnt! Nach etwas mehr Durchblick wird einem die Superfrau sympathisch, kann man ihr die Perfektheit verzeihen, sie wird glaubhaft, und der Autor wickelt einen mit geschickten Cliffhangern, einer gutgestrickten Story und einem stimmungsvollen Stil um den Finger, dass man eben diese nicht mehr von dem Buch lassen kann. Sehr interessant waren die vielen Informationen über Polizeiarbeit und Psychologie! Etwas nervend die vielen Kosewörter in den Dialogen.
Zum Inhalt: FBI-Agentin Smoky Barrett hat durch einen Serienkiller Mann, Tochter und Lebensmut verloren. Sie musste alles mit ansehen, aber konnte den Irren erschießen. Mühsam versucht sie dieses Erlebnis und den Tod ihrer Lieben zu verarbeiten. Nun wird ihre Freundin Annie ebenfalls bestialisch ermordet aufgefunden und der Mörder hinterlässt eine Nachricht für Smoky. Er sei ein Nachkomme von Jack The Ripper, ob sie sein Inspektor Abberline sein möchte? Smoky nimmt den Kampf auf und Jack Junior bereitet das Spiel bis zum furiosen Finale viel Vergnügen...
Wer mal wieder einen sehr guten Psychothriller lesen will, der keine Mogelpackung ist, sollte hier zugreifen! Aber Achtung: Nix für schwache Nerven und absoluter Pageturner!
ISBN: 9783785722589 - 480 Seiten - 19,95€ - Lübbe - Deutsch von Axel Merz



# "Werbepause" von Augusten Burroughs
Meine Welle an guten Büchern ist noch nicht gekippt: GANZ GROSSE KLASSE dieser Kurzgeschichtenband! Wer seine beiden Romane "Krass!" und "Trocken!" mochte oder was mit David Sedaris anfangen kann, der wird sich hier bestens amüsieren! Interessanter Weise sind die beiden, was ihre Kurzgeschichten angeht, kaum voneinander zu unterscheiden, es war verblüffend, und ihre Leben sind es ebenfalls: Beide hatten eine merkwürdige Kindheit, sind schwul, phantasievoll und herrlich neurotisch. Würden sie sich treffen, würden sie sich wahrscheinlich entweder lieben oder hassen. Oder sie sind gar ein und die selbe Person?
Eigentlich auch total egal, wichtig ist nur, dass jede einzelne Geschichte ein großer Lesegenuss ist! Angefangen in seiner Kindheit, wo er bei
einem Werbespottdreh seine große Chance als Schauspieler wittert und wie er als einziger seiner Mitschüler für einen Transsexuellen-Star schwärmt, und glaubt, er sei ein als Säugling gekidnappter Milliardärssohn, er erzählt von seinen Beziehungen (unter anderem mit einem Leichenbestatter und einem Therapeuten), dem Kampf mit einer Maus (dem "Rattending") im Bad, seiner Arbeit in der Werbebranche, einer sehr geschäftstüchtigen Putzfrau und aus dem Alltag mit seinem Freund. 
Unbedingt lesen, es lohnt sich!!!
"Krass!" ist übrigens mittlerweile im Kino angelaufen, aber die Kritiken überschlagen sich nicht gerade vor Lob. Sehr schade, aber eigentlich zu erwarten, denn diese Art Humor (fein, schwarz und ironisch) lässt sich nur schwer auf die Leinwand bringen.
ISBN: 9783499237768 - 318 Seiten - 8,90€ - Rowohlt - Deutsch von Karolina Fell



# "Schlimmes Ende" von Philip Ardagh
Ja... Ende. Ende des Monats. Ende meiner Welle... Kein schlimmes, aber immerhin ein enttäuschendes Ende.
Das Cover war verlockend, auch der Name Harry Rowohlt als Übersetzer. "Zum Brüllen komisch" wird versprochen.
Aber meinen Humor traf es nicht. Es war irgendwie zu viel des Guten, zu skurril, zu viel Wortwitz, zu viele Wiederholungen.
Doch Zielgruppe sind ja auch hier wieder die Kinder, und, wenn ich mir vorstelle, wie Harry Rowohlt die Geschichte einer Kinderschar vorliest, dann bekommt es doch eine gute Note. Dort findet der Roman seine Bestimmung.
Ganz kurz zur Geschichte: Die Eltern von Eddie Dickens haben eine merkwürdige Krankheit und schicken ihren Sohn zu Onkel und Tante. Allesamt verrückt. Und durch einen unglücklichen Zufall gerät Eddie in ein Weisenhaus, in dem es nicht weniger verrückt zugeht.
Dieser Humor trifft nicht jeden Geschmack, aber Kinder ab 6 dürften damit ihre Freude haben. 
ISBN: 9783442462780 - 125 Seiten - 6€ - Goldmann - Deutsch von Harry Rowohlt